Quabain

Handelsname: Strodival
Synonym: g-Strophanthin, Ouabain
Englisch: Ouabain

1 Definition

Quabain ist ein Herzglykosid, genauer ein Cardenolid, mit positiv inotroper Wirkung auf das Herz.

2 Vorkommen

Ursprünglich wurde Quabain aus der afrikanischen Pfeilgiftpflanze Strophanthus gratus (Hundsgiftgewächse) extrahiert. Das aus den Samen des Ouabaio-Baum gewonnene Gift wird auch heute noch in Teilen Afrikas zur Jagd als Pfeilgift eingesetzt. Die Annahme, dass die Substanz zudem physiologisch bei Anstrengung in der Nebennierenrinde sezerniert wird, ist mittlerweise umstritten.

3 Chemische Eigenschaften

Quabain ist ein Glykosid und liegt bei Zimmertemperatur als farbloser, kristalliner Feststoff ohne Geruch vor. Es ist z.B. löslich in den Alkoholen Ethanol und 1-Pentanol. Das Molekül besitzt eine Molekülmasse von 584,65 g/mol. Die Summenformel lautet C29H44O12. Das Aglykon - g-Strophanthidin - weist eine Steroidstruktur auf. Die Substanz ist stabil an der Luft, erweist sich jedoch als lichtempfindlich.

4 Pharmakologie

Als Herzglykosid wirkt Quabain hemmend auf die Natrium-Kalium-ATPase. Gleichzeitig hemmt es die Erregungsleitung und senkt die Herzfrequenz.

In niedrigen Dosierungen soll Quabain die Freisetzung von Stickstoffmonoxid in den Blutgefäßen steigern und einen therapeutisch günstigen Einfluss auf eine Angina pectoris haben.

4.1 Toxikologie

Quabain führt in Überdosierung zu einer Intoxikation. Für einen erwachsenen Menschen können intravenös Dosen ab ca. 1 mg, peroral ca. 75 mg und rektal ca. 30 bis 40 mg eine potentiell letale Wirkung entfalten. Im Tierversuch erweisen sich 0,15 mg/ kg (Katze, i.v.) bzw. 14 mg/ kg (Ratte, i.v.) als letal.

Vergiftungen gehen mit Koliken (Colica mucosa), Abdominalschmerzen, Emesis, Diarrhoe, Hypokaliämie, Schock, Atemdepressionen, Bradykardie und Herzrhythmusstörungen (Extrasystolen, Kammerflimmern) einher. Der Tod kann durch Herzversagen infolge von Kammerflimmern eintreten.

Als Gegenmaßnahmen bei Vergiftung kommen resorptionsmindernde Maßnahmen (medizinische Kohle, Magenspülung) sowie bei tachykarden Rhythmusstörungen Kaliumchlorid (unter Kontrolle von EKG und Blutspiegel, alternativ Phenytoin oder Lidocain) in Betracht. Bei bradykarden Rhythmusstörungen kann ein transvenöser Herzschrittmacher indiziert sein.

5 Anwendung

Bis 1992 wurde g-Strophanthin bei akuter Herzinsuffizienz eingesetzt. Aufgrund der unvorhersehbaren Pharmakokinetik und der Verfügbarkeit besserer Alternativen wird davon heute allerdings abgesehen. Dennoch werden ähnlich wirkende Substanzen in der Therapie erfolgreich angewandt.

Die Wirkung, Wirksamkeit, der Wirkungsmechanismus und die Pharmakokinetik des Quabains sind Gegenstand kontroverser wissenschaftlicher Diskussionen. Schulmedizinisch gibt es keine regelrechte Indikation für den Einsatz von Quabain.

Oral verabreichtes Strophantin wird jedoch von einer beträchtlichen Anzahl von deutschen Ärzten im Rahmen der Alternativmedizin zur Therapie der Angina pectoris und Prophylaxe des Myokardinfarkts eingesetzt.

Eine allgemein akzeptierte Bewertung von Quabain steht derzeit (2016) aus.

6 Literarur

  • Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.

7 Weblinks

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